Nepal - Everest - 8848m

Because it's there ...

 

...stimmte in meinem Fall nicht. Denn ich war nicht dort, weil es den Everest eben gibt, sondern weil meine Freunde dort waren, die besondere Ziele hatten und ich gerne dabei sein wollte.

Hans Wenzl konnte am 27.5.2017 den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreichen - seinen neunten 8000er ohne O2.

Ferran Latorre konnte sein Projekt 14 x 8000 ebenfalls am 27.5.2017 abschließen, wenn auch mit einem Wermutstropfen - er musste knapp oberhalb des South Cols zur Sauerstoffflasche greifen.

 

Am 16.5.2017 startete ich mit Hans einen ersten Gipfelversuch, denn die Wetterfrösche sagten unisono kaum Wind für den 20.5.2017 voraus - optimale Bedingungen für eine Besteigung ohne Flaschensauerstoff. Also verließen wir am 16.5. das Basislager und verbrachten zwei Nächte im Lager 2 auf 6470m. Bereits am 18.5. auf unserem Weg ins Lager 3 wehte uns ziemlich der Wind um die Nase. Am 19.5. beim Aufstieg ins Lager 4 / South Col war es schon recht stürmisch. Ich verwendete ab Lager 3, 7170m zum ersten Mal Flaschensauerstoff und war erstaunt, wie leicht das Gehen dadurch wurde. Es fühlte sich an wie bei der Besteigung eines 6000ers. Ich überholte alle, nur um als erste vor meinem Sherpa und Hans am stürmischen Südsattel zu stehen und zu warten welches Zelt wir beziehen könnten. Die Wetterfrösche hatten sich leider alle geirrt, es stürmte mit ca. 70km/h. An einen Aufstieg - vor allem für Hans ohne O2 - war nicht zu denken. Wir beschlossen auszuharren und verbrachten eine eisige Nacht auf 7900m. Wir hatten zu dritt nur zwei Schlafsäcke (mein Sherpa hatte einfach keinen dabei) mit denen wir uns notdürftig zudeckten. Noch dazu gab Hans Matte den Geist auf und er "genoss" den eisigen Zeltboden. In der Früh waren wir ziemlich gerädert (am South Col selbst verwendete ich keinen Sauerstoff - auch nicht zum Schlafen) und der Wetterbericht sagte kaum Besserung voraus; noch immer 50km/h Wind. So beschlossen wir am 20.5. in der Früh unseren Abstieg. Im Lager 2 vermeldeten wir enttäuscht "Expedition over", da wir auch vermuteten, dass Ferran und Yannick Graziani uns entgegen kommen würden um einen baldigen Gipfelversuch um den 22. oder 23.5. zu starten. Gipfeltage, die wir nicht versuchen könnten, da wir dringend Erholung im Basislager benötigten.

Die Folge war, dass mein Sherpa begann meine Ausrüstung nach unten zu transportieren. Der mir zugeteilte Sauerstoff wurde für die zahlreichen Rettungsaktionen am Berg eingesetzt.

Im Basislager stellte sich dann heraus, dass erst der 27.5. als nächster Gipfeltag von Ferran und Yannick angepeilt wurde. Ein auch für Hans und mich mögliches Datum. Leider war für mich trotzdem "Spiel aus", denn es gab kein Sauerstoffdepot für mich mehr ab Lager 4 und mein Sherpa war auch mit seinen Kräften am Ende. Ich war sehr enttäuscht und es tat schon weh als die Freunde ohne mich das Basislager verließen, um den neuen Gipfelversuch zu starten.

Jedoch wer weiß wofür es gut war. Das Wetter war auch am 27.5. nicht gut. Es stürmte und schneite. Wie es Hans dennoch geschafft hat ohne O2 rauf zu kommen, ist mir bis dato ein Rätsel. Chapeau!

Ich habe für mich jedenfalls eindeutig Klarheit erlangt, dass ich nie wieder einen 8000er mit Flaschensauerstoff versuchen möchte. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Wenn ich auf einen 6000er will, dann fahre ich zu einem 6000er. Aber ein 8000er muss sich "richtig anfühlen", eben wie ein 8000er. So wie es sich all die anderen Male zuvor angefühlt hat.

Ich denke meine persönliche Grenze ohne O2 ist ca. bei 8500m. Und da gibt es noch einiges zu tun! ;-)